Kritische Auseinandersetzung mit dem ÖPNV

Das 9-Euro-Ticket wird als voller Erfolg gewertet. Es wurde rund 52 Millionen Mal in Deutschland verkauft und die Rufe nach einer Nachfolgerversion sind schnell lauter geworden. Derzeit ist geplant ein bundesweites Ticket mit Unterstützung vom Bund ab Januar 2023 umzusetzen. Doch der Feldversuch hat auch diverse Probleme im ÖPNV aufgezeigt.

In einer großen Stadt wie Berlin gibt es 16 S-Bahn-, 10 U-Bahn-, 20 Straßenbahn- und 201 Buslinien. Die Nutzung eines landesweit gültigen Tickets ermöglicht hier eine umfassende Mobilität für Bewohner und Touristen. Auch bei Ausfällen, Verspätungen oder Überfüllungen ist oftmals eine Alternative in der Nähe. Doch so großräumig und gut ausgebaut ist das Netz des ÖPNV nicht in jeder Stadt. Sobald man den Blick von den Großstädten abwendet und in ländlichere Regionen schaut, wird ein anderes Bild sichtbar.

Kleinere Ort und Städte sind oft mit einem unzureichenden Netzwerk ausgestattet

Nie Nutzung eines 9-Euro-Tickets macht für die Menschen nur Sinn, wenn sie die gleichen Mobilitätsansprüche, die ihnen durch ein Auto zur Verfügung steht, auch durch den ÖPNV erfüllt sehen. Doch gerade in ländlicheren Region ist der ÖPNV von einem unzureichenden Liniennetz der Busse und seltenen Abfahrten gezeichnet. Der Ausbau der Buslinien und einer höheren Taktung ist aber nicht in jedem Falle die richtige Lösung. Dies lohnt sich nur, wenn das geschaffene Angebot auch wahrgenommen wird, da andernfalls zu viele Leerfahrten entstehen, die im Endeffekt mehr Kosten und auch Emissionen verursachen würden. Das Ausbau von ÖPNV ist also nicht überall und in vollem Ausmaß immer die richtige Lösung. Wohnen in einer Region nur wenige Menschen, können On-Demand-Angebote die effizientere Alternative sein, da diese nur fahren, wenn sie gebraucht werden. On-Demand Angebote sind Mobilitätslösungen, die über eine App gebucht werden und die Person an einem gewünschten Ort abholen und zu einem individuellen Ziel befördern kann.  

Der ÖPNV ist teuer und unübersichtlich

Betrachtet man die Auswahl an Tickets und Abonnements der deutschen Verkehrsbetriebe, so erkennt man eine unübersichtliche Auswahl, da es unzählige Zonen und Tarife gibt. Zu welcher Tageszeit wird gefahren, wie oft im Monat möchte man fahren, an Wochenenden oder nicht, soll das Fahrrad oder der Hund mit und welche Regionen sollen befahren werden? Diese Fragen stellen sich jeweils aufs Neue, sobald man eine neue Region oder Stadt besucht und machen die Nutzung von ÖPNV deutlich komplizierter. Eine der zentralen Stärken des 9-Euro-Tickets wiederum ist es, dass diese Unübersichtlichkeit überflüssig wird. Erwirbt man ein Ticket in Berlin, so ist dieses auch für das Erkunden von München gültig. So kann man Zeit und Geld sparen.

Der verpasste Weg der Modernisierung

Über Jahrzehnte hinweg wurde das Schienennetz in Deutschland nicht modernisiert. Nun hat sich ein Sanierungsstau von mehreren Hundert Kilometern Streckennetz sowie die Instandsetzung vieler Brücken angesammelt. Durch die dreimonatige Einführung des 9-Euro-Tickets und die damit verbundene erhöhte Auslastung der Verkehrsmittel in Form von Verspätungen und Ausfällen zeigte sich die unzureichende Infrastruktur des öffentlichen Nahverkehrssystems. Der ÖPNV ist nicht auf einen so hohen Andrang ausgelegt, den man während des 9-Euro-Tickets beobachten konnte. Um eine Mobilitätswende auch dauerhaft umzusetzen, ist es wichtig, dass der ÖPNV den sich verändernden Bedürfnissen angepasst wird. Der Ausbau des ÖPNV und der dazugehörigen Infrastruktur sind die zentralen Bausteine, um einen bezahlbaren Nahverkehr für alle Menschen nicht nur möglich, sondern auch dauerhaft attraktiv zu machen.

Weitere Informationen zur Bilanz zum 9-Euro-Ticket finden Sie hier.

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