Berlin, 15.03.2023. Fahrrad oder Auto, Bahnfahrt oder Flugreise – für das Gelingen der Verkehrswende spielen die Mobilitätspräferenzen von Verbraucherinnen und Verbrauchern eine wichtige Rolle. Immerhin entstehen allein durch Pkws und Motorräder rund 60 Prozent aller deutschen Verkehrsemissionen. Doch was genau halten die Deutschen überhaupt von E-Autos, ÖPNV und autofreien Städten? Dies hat die Deutsche Energie-Agentur (dena) mit einer repräsentativen Befragung im Rahmen der Informationsplattform alternativ-mobil untersucht. An der vom forsa-Institut im November 2022 durchgeführten Umfrage haben rund 1.000 Personen im Alter von über 18 Jahren teilgenommen.
Kristina Haverkamp, Geschäftsführerin der dena sagte: „Ob E-Auto, ÖPNV oder Fahrrad – viele Verbraucherinnen und Verbraucher zeigen sich für eine Veränderung ihres Mobilitätsverhaltens offen. Geht es jedoch um die konkrete Umsetzung, scheitert die Verkehrswende laut Umfrage noch immer an einem flächendeckend attraktiven Angebot des ÖPNVs, fehlender Ladeinfrastruktur und integrierten Mobilitätskonzepten. Hier gilt es für die Politik nun, mit schnell wirksamen Maßnahmen und einem langfristigen Regulierungsrahmen anzusetzen. Die aktuellen Zahlen des UBA zeigen, dass schnelles Handeln im Verkehrssektor dringend geboten ist. Die Unterstützung der Bevölkerung ist gegeben.“
Hohe Kaufpräferenz für alternative Antriebe
Besonders deutlich zeigt sich der Veränderungswille der Deutschen beim Verbrenner-Aus ab 2035, das aktuell auf Ebene der Europäischen Union für Benziner und Diesel verhandelt wird. Ganze 76 Prozent aller Befragten befürworten dieses Vorhaben grundsätzlich. 25 Prozent finden es gut, würden jedoch einen späteren Zeitpunkt bevorzugen. Zum Vergleich: Im Vorjahr lagen die Zustimmungswerte für das Verbot von Verbrenner-Neuzulassungen ab 2035 noch bei 34 Prozent. Ein klares Votum zugunsten alternativer Antriebe also, das sich in ähnlicher Weise auch bei den Kaufpräferenzen zeigt. Hier würde sich derzeit fast ein Drittel aller Befragten (31 Prozent) bei Anschaffung eines Neuwagens für ein batterieelektrisches Auto (BEV) entscheiden. Im Antriebsvergleich liegt es damit auf Platz eins, gefolgt von Benzinern (25 Prozent), Brennstoffzellen (12 Prozent), Hybriden und Plug-Ins (jeweils 9 Prozent) sowie Diesel (7 Prozent). Als Gründe gegen eine BEV-Beschaffung nannten die Befragten vor allem Bedenken bei der Reichweite, fehlende Ladeinfrastruktur und den Kaufpreis. Hier helfen aktuell politische Förderprogramme; ein Ansatz, der mehrheitlich unterstützt wird. So plädieren 69 Prozent der Befragten für eine Beibehaltung der BEV-Kaufförderung und 45 Prozent sogar für eine Fortführung in der bisherigen Höhe.
E-Auto erfolgreicher, Wasserstoff sinnvoller?
Unabhängig von der eigenen Kaufpräferenz wurden die Teilnehmenden auch nach ihrer Einschätzung zur Marktentwicklung und Nachhaltigkeit der verschiedenen Antriebsarten gefragt. Geht es um die Marktentwicklung, sehen sie wenig überraschend den batterieelektrischen Antrieb an der Spitze: 45 Prozent sehen ihn in 2030 als die dominierende Antriebsart im Markt. Mit klarem Abstand dahinter wurden die Brennstoffzelle und der Verbrennungsmotor genannt. Deutlich überraschender ist dagegen das Ergebnis zur Nachhaltigkeit. Gefragt, welche Antriebsart unter ökologischen Gesichtspunkten für am sinnvollsten gehalten wird, entschieden sich ganze 52 Prozent für Wasserstoff. Das E-Auto folgt erst mit deutlichem Abstand (25 Prozent). Etwas relativiert wird dieses Ergebnis allerdings durch den gefühlten Informationsstand der Befragten. Denn während 38 Prozent ihr Wissen zum batterieelektrischen Antrieb als eher gut einschätzen, ist dies bei Wasserstoff bei nur 12 Prozent der Fall. Die höchsten Werte erzielen hier Benziner (58 Prozent) und Diesel (48 Prozent), allerdings ebenfalls mit abnehmender Tendenz.
Klare Mehrheit für ÖPNV-Ausbau und autofreie Städte
Neben dem Wechsel auf alternative Antriebe zeigt sich ein großer Anteil der Verbraucherinnen und Verbraucher auch für den Umstieg auf andere Mobilitätsangebote offen. So können sich 44 Prozent vorstellen, künftig alternative Modelle, wie Carsharing oder E-Leihfahrräder, anstelle ihres Autos zu nutzen. Für 33 Prozent sind diese Alternativen noch nicht attraktiv genug. Geht es um Erleichterungen für den Umstieg auf den ÖPNV, wünschen sich die befragten Autofahrenden mehr Busse und Bahnen (85 Prozent), mehr Zuverlässigkeit (79 Prozent) und niedrigere Ticketpreise (66 Prozent). Gefragt nach Verbesserungsmaßnahmen für die Mobilität der Zukunft, sprachen sich 96 Prozent für den Ausbau von ÖPNV-Strecken aus. Auf ähnlich hohem Niveau (93 Prozent) liegt die Zustimmung zur Instandsetzung und zum Ausbau von Fahrradwegen und der Wunsch nach einem günstigeren ÖPNV (90 Prozent). Für das Konzept einer autofreien Innenstadt sprachen sich deutliche 62 Prozent aus. Der Ausbau von Autobahnen und Straßen bleibt dagegen mit einer 50-50-Aufteilung der Pro- und Contra-Stimmen umstritten. Mit Blick auf die Auswirkungen von Corona und Energiekrise auf das eigene Mobilitätsverhalten zeigt sich eine leichte Tendenz zugunsten nachhaltigerer Verkehrsträger. So wurden laut Angaben der Befragten zuletzt häufiger das Fahrrad, ÖPNV, Sharing-Angebote oder die Füße genutzt, während Auto, Motorrad und Dienstwagen öfter stehen blieben.
Zur Umfrage
Die Umfrage wurde von der forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH (Forsa) wurden 1.002 Personen der deutschsprachigen Bevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren telefonisch befragt .
Pressekontakt:
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), Sebastian Boie, Chausseestraße 128 a, 10115 Berlin
Tel: +49 30 66 777-168, E-Mail: Sebastian.Boie@dena.de, Internet:www.dena.de
Den Bericht zur Umfrage, sowie alle Daten und Grafiken als auch die einzelnen Grafiken aus dem Bericht finden Sie hier unten als Download.